In Schweden oder Norwegen ernten wir Deutschen immer einen verständnislosen, skeptischen Blick, wenn wir bei Erzählungen über Trolle und Elfen so tun, als ob das etwas verschrobene Märchen wären. „Ihr glaubt nicht an Elfen?“, soll der Blick sagen. „Oh, ihr versteht aber auch gar nichts.“
Eine Elfe jedenfalls hat sich vor Jahren nach Minden verlaufen. Unsere Heidi. Sie ist zart wie eine Elfe, klein wie eine Elfe, leise und klug. Sie weiß so viel, wovon wir anderen keinen leisen Schimmer haben.
Heidi ist Rentnerin. Davor war sie Dolmetscherin und davor (mit 14) ist sie heimlich und unerlaubt mit einer Freundin nach Frankreich und zurück getrampt. Aber nicht vergessen, sie ist ja eine Elfe und was sollte ihr da schon passieren?
Heidi kann Geschichten erzählen wie keine Zweite. Von all den Reisen die sie als Elfe unternommen und den fabelhaften Wesen, die ihr begegneten sind berichtet sie mit großer Freude und großem Herzen. Ihre Liebe für alle Wesen auf dieser Welt und deren Geschichten gibt sie immer wieder zum Besten – und immer wieder hängen wir gebannt an ihren Lippen.
Ein Elfenrentnerleben könnte bedeuten, dass sie es ruhig angehen lässt, das Leben entspannt genießt und hin und wieder Kaffeegäste empfängt. Von der Wahrheit könnte das aber nicht weiter entfernt sein als eine Kuh vom Walzertanz.
Heidi hat mehr Termine und ist häufiger unterwegs ist als alle Workaholics, die man so kennt.
Chor? Tucholsky Bühne? Mindener Tafel? Sonstiges? Klar mischt sie überall mit. Schließlich ist sie ein unfassbar hilfsbereiter Men…. Quatsch, Elfe natürlich.
Wenn sie bei der Tucholsky Bühne nicht an der Bar hilft, lernt sie die umfassendsten Texte auswendig. Nur um sich dann aufs Fahrrad zu schwingen und gemeinsam mit uns den Pfad der Menschenrechte entlangzufahren.
Heidi könnte als Elfe ja fliegen, aber sie nimmt das Fahrrad. Sie ist so viel mit dem Fahrrad unterwegs, dass sie ihr Auto unter den vielen Spinnweben fast gar nicht mehr findet. Wind oder Wetter, Sonnen- oder Sternenlicht – sie fährt sie mit dem Radl.
Jeden Morgen um kurz nach sieben beginnt Heidi den Tag mit einem ausgedehnten Spaziergang.10.000 Schritte, wenn andere noch schläfrig ihren Kaffee schlürfen.
Heidi ist ein leuchtendes Beispiel dafür älter zu werden, ohne dabei zu altern. (Schon wieder vergessen? Sie ist doch eine Elfe)
Es kann schonmal vorkommen, dass man sie an private Treffen erinnern muss, da sie so viele Termine hat, dass der ein oder andere untergeht. Aber das macht sie durch ihre liebenswürdige Art direkt wieder wett.
Als Schauspielerin ist sie einfach eine der ganz Großen. Egal ob sie eine leicht überdrehte Nachbarin, die majestätische Hüterin der Zeit oder unsere liebe Mascha Kaléko spielt, jede Rolle füllt sie auf ihre ganz eigene Art mit Leben. Als „die Dame in Rosa“ hat sie die Zuschauer zu Tränen gerührt. Dabei sind ihre Rollen ebenso unterschiedlich wie außergewöhnlich. 2014 hat sie bei den „CALENDAR GIRLS“ gespielt. Natürlich auch mal kurz oben ohne, so wie es die Rolle verlangte. 2015 machte sie „Viel Lärm um nichts“ Mit Ausnahme der Corona-Pause stand sie seit 2014 jedes Jahr auf der Bühne.
Ein alter Herr kam letztes Jahr drei Mal, um sich MOMO anzusehen – wir vermuten er kam nur, weil es ihm ihre fantastische Darstellung der Maestra Hora so angetan hatte.
Bei unserem Mascha Kaléko Programm trat sie streng auf, schelmisch, mit Berliner Dialekt und gesungen hat sie auch. Ihr letzter Satz (und der des ganzen Stückes) hieß …. Zur Heimat erkor ich mir die Liebe. Das passt doch, oder?
Manchmal möchte Heidi verreisen und dann geht es auf den Darß an der Ostsee. Nach Schweden oder Norwegen lassen wir sie nicht mehr fahren, denn wir befürchten, dass sie dann doch vor lauter Heimweh dortbleiben würde und dann ….?
Was wären wir dann ohne unsere zauberhafte Heidi?