Bundesverdienstkreuz für Mindenerin Edith von Wrisberg: Kämpferin, Visionärin, Anpackerin.

Es gab keinen Strom und kein Licht, der Staub lag knietief, Brombeeren wucherten durch die Ruine. „Doch Edith hatte
eine Vision“, beschrieb Thea Luckfiel von der Kurt-Tucholsky-Bühne die Anfänge des Theaters im Fort A.

Die „Mutter der
Kompanie“, wie die Schauspielerin sie außerdem nannte, erhielt jetzt das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik
Deutschland. Die so Ausgezeichnete verwies bescheiden auf das Team, mit dem sie in Minden gemeinsam Dinge bewegt hat. „Ich
fühle mich sehr geehrt.“

Als der Anruf vom Kreis gekommen sei, habe sie zunächst überlegt, was sie verbrochen haben könnte. „Ich war mir keiner Schuld
bewusst“, so Edith von Wrisberg. Das Verdienstkreuz war eine große Überraschung für die Kauffrau und Unternehmerin im
Ruhestand. „Für mich unvorstellbar.“ Zu verdanken hat sie diese Auszeichnung ihrer Freundin Heidemarie Bierbaum, die die
Anregung einreichte. Denn der Grund, dass so wenige Frauen das Verdienstkreuz bekommen, sei, dass so wenige vorgeschlagen
werden, sagte Bierbaum. Dabei gebe es im Kreis so viele tolle und engagierte Frauen. Edith von Wrisberg habe vieles angestoßen
und Projekte beharrlich unterstützt.

Landrat würdigt Verdienste
Die Summe dieser Verdienste würdigte Landrat Ali Dogan (SPD) in seiner Rede im Kreishaus. „Sie passen nicht in eine Kategorie,
Sie sind eine eigene Kategorie.“ 1993 war sie Gründungsmitglied der Unabhängigen Wählervereinigung Mindener Initiative (kurz
MI). Von 1999 bis 2020 war sie Stadtverordnete und auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende, dazu Mitglied in diversen
Ausschüssen (unter anderem stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses) und im Aufsichtsrat der Mindener
Entwicklungs- und Wirtschaftsförderung GmbH.

Als die Mindener Verbraucherberatung geschlossen werden sollte, verhinderte sie das, indem sie 10.000 Euro von heimischen
Wirtschaftsbetrieben zusammenbrachte. Bürgermeister Michael Buhre (SPD) habe das damals als „One-Woman-Show“
bezeichnet. Darüber hinaus setzte sich die Ratsfrau für den Erhalt des Sommerbades ein, indem sie im Jahr 2000 den Förderverein
gründete. Ein besonderes Anliegen seien ihr die kulturellen Belange gewesen. Sie war es, die die Ruine Fort A ins Gespräch
brachte, als die Tucholsky-Bühne 2007 auf der Suche nach einem passenden Standort für die sommerlichen Aufführungen war.
„Damit rettete sie ein historisches Juwel vor dem Verfall“, so Ali Dogan. Mit Schaufel und Schubkarre habe sie den Schutt
weggeräumt.

Die inneren Werte

Die inneren Werte der Geehrten sprach die stellvertretende Bürgermeisterin Ulrieke Schulze (SPD) an. „Du bist hartnäckig, zäh,
widerständig und auch schon mal nervig.“ Mit diesen Eigenschaften habe sich von Wrisberg um die Belange der Stadt verdient
gemacht. Sie erwähnte außerdem die Stunden unsichtbarer Arbeit, etwa in Telefongesprächen, und den Einsatz um den Erhalt der
Nordwestdeutschen Philharmonie. Ohne sie würde die Mindener Initiative sicher nicht schon seit 25 Jahren bestehen, war
Schulzes Einschätzung.

„Mit Volldampf“ in die Aufgaben gestürzt.


Das bestätigte MI-Sprecher Harald Steinmetz und frotzelte: „Wir wussten ja nicht, was wir uns mit dir eingefangen hatten.“ Edith
von Wrisberg habe sich „mit Volldampf“ in ihre Aufgaben gestürzt und sei in ihrer politischen Tätigkeit keiner Auseinandersetzung
aus dem Weg gegangen. Eigentlich sei jede zweite Sitzung der Wählervereinigung eine „One-Woman-Show“ gewesen. Ohne ihren
Einsatz hätte er nicht so viele Jahre das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters ausüben können, dankte er ihr. Ihr Engagement
in der Stadtpolitik, das sie vor vier Jahren beendete, werde fehlen. Denn mit ihrer „anstrengenden Hartnäckigkeit“ habe sie viel
bewirkt.

Damit war die Liste ihrer Leistungen noch nicht beendet: Als Wassersportlerin und leidenschaftliche Ruderin hatte Edith von
Wrisberg vor 16 Jahren die Weserfreunde mit gegründet, um die Weser in Minden mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu
rücken.

Detlef Sönnichsen als deren Beisitzer schloss seine Ansprache so: „Auch ohne diese Auszeichnung hättest du nicht in die
Kissen geweint. Die gelungenen Projekte sind Belohnung genug für dich.“